Die Bar befand sich in einem Hotel, dass zum größten Teil unter der Erde lag und dessen Wände aus einem beige bis rötlichem Gestein bestand. Man erkannte deutlich die kreisrunden Spuren der Tunnelbohrmaschinen, die diesen Raum entstehen ließen. Der Steinboden war mit einem dunklen Teppich ausgelegt, es standen gemütliche Tische und Sofas sowie ein Billardtisch im Raum. An den Wänden befanden sich Gemälde und Fotografien des Ortes, indem das Hotel eine Anlaufstelle der einheimischen Opalsucher ist. Dann kam eine kleine Gestalt in zerrissenen Jeans, einem mit staub bedeckten Hemd, einer großen Zahnlücke, die darauf schließen lies, dass die Zahnpflege etwas vernachlässigt wurde, auf mich zu. Er reichte mir seine von Arbeit zerschundene und vernarbte, ebenso dreckige Hand und sagte sehr freundlich: "G´day! How are you? Is it your first time in Cooper Pedy?". Zu seinem Erstaunen antwortet ich: "Nein, ich war schon vor 2 Jahren hier und mir hat es hier sehr gefallen!". Ungläubig schaute er mich an und wir unterhielten uns sehr lange über sein Leben in dieser Gegend in der australischen Mitte. Sein Name war Mike, er war Grieche und lebt schon seit fast 40 Jahren hier in Coober Pedy, der Opalhauptstadt der Welt.

 

 

                      

 

 

Anders wie wahrscheinlich 99% aller Touristen, die Coober Pedy nur als Durchgangsstation Richtung Uluru sehen und nicht länger als absolut notwendig bleiben, habe ich gefallen an dem Ort, der in der Aboriginalsprache übersetzt "Weißer Mann im Loch" heißt, gefunden. Coober Pedy ist für mich mehr als nur ein 3500 Einwohner zählender dreckiger, verstaubter, viel zu heißer Ort im Zentrum Australiens. Nein, ich habe in diesem Ort Menschen und Geschichten erlebt, die den Ort für mich zu etwas außergewöhnlichem machen. Ich habe hier Bekanntschaften und Freunde gefunden, einiges über den Opalabbau und das harte Leben als Opalsucher gelernt. In dieser Reisereportage möchte ich euch Coober Pedy, seine Bewohner und die Opalsuche etwas näher bringen. Und vielleicht bleibt ihr bei euren nächsten Besuch entland des Stuart Highways auch etwas länger als viele andere und entdeckt die vielen Kleinigkeiten, die den Ort zu einer Besonderheit in Australien machen.

                                     

                                     

   Coober Pedy liegt ca. 700 km südlich vom Uluru Nationalpark und ca. 600 km von Port Augusta, dem Startpunkt einer Durchquerung Australiens von Süd nach Nord über den Stuart Highway. Im Ort, in dem sich wirklich alles nur um Opale dreht, leben ca. 3500 Menschen aus 60 verschiedenen Nationen. Doch alle haben das gleiche Ziel vor Augen - reich zu werden mit den Opalen. Die obigen 4 Bilder zeigen deutlich welche "Meisterleistungen der australischen Architektur" in CP geleistet wurden. Der ganze Ort sieht aus, als wäre er eine einzige Ansammlung von Wellblechhütten und verrosteten Maschinenteilen. Um ehrlich zu sein sieht es nicht nur so aus, nein, es ist auch so. Coober Pedy ist viel zu heiß, staubig, schmutzig, lebensfeindlich und asozial. Eigentlich gibt es keinen schönen, in unserem Sinne schönen, Platz oder ähnliches, was das Auge angenehm ansprechen würde. Und dennoch, lässt man sich auf den Ort und diese Gegend ein, dann erkannt man die eigentliche nicht offensichtliche Schönheit der Stadt. Coober Pedy ist etwas besonderes und schnell spürt man die herrschende Goldgräberstimmung, wie sie sicher auch in den Goldrauschzeiten im frühen Amerika und Neuseeland zu finden war. Diese Stimmung zwischen Hoffen und Bangen, Armut und Reichtum, harter Arbeit und Feiern, dem Aufgeben oder Weitermachen - das ist Coober Pedy.

Das man aber auch in Coober Pedy angenehm leben kann zeigt zum einen das Bild oben rechts, auf dem der ortsansässige große Supermarkt zu sehen ist, und das Bild unten links, auf dem bei genauerem Hinsehen das Coober Pedy Kino mit seiner Leinwand in entdeckt.

Wie schon erwähnt ist Coober Pedy ein sehr heißer Ort im australischen Outback. Demzufolge können die Sommertemperaturen auch tagsüber auf über 40 Grad ansteigen. Aus diesem Grund leben etwa die Hälfte der Menschen im Berg oder unter der Erde, um der enormen Hitze entgehen zu können. Viele habe auch sogenannte Mischwohnungen, die neben den Zimmern im Berg auch noch 2-3 Zimmer nach außen haben. Ich selbst wohnte auch unter der Erde und die dort herrschende Temperatur von ca. 21 Grad lässt sich sehr gut aushalten. Bei meiner ersten Reise besuchte ich Coober Pedy im Hochsommer und es war sehr heiß, beim zweiten lag über Coober Pedy eine eisige Kaltfront. Beide beiden Besuchen war die Temperatur unter der Erde auf dem gleichen angenehmen Niveau.

     

Alle Wohnungen, bzw. Zimmer sind mit Strom oder Wasser ausgestattet. Verlegt werden diese Leitung wie auf unseren Baustellen. Um nun die Berg-Wohnungen auch ausreichend mit Frischluft versorgen zu können, werden die einzelnen Zimmer mit Frischluftkanälen, die man überall aus der Erde empor ragen sieht, versehen. Auf dem Bild rechts erkennt man die einzelnen Luftkamine. Betrachten wir aber nun mal die Bergwohnungen. Auf dem großen Bild unten erkennet man links neben der Uhr in der Decke ein ca. 50cm breites Loch, das andere Ende eines Frischluftkanals.

     

 Als ich zum erstenmal die Wohnungen der Menschen betrat war ich doch sehr von der Einrichtung überrascht. Teppichboden, genau eingepasste Schränke, Deckenleuchter, Pflanzen, Bilder und der ganzen restlichen Dinge, die Menschen so in Räumen oder Vitrinen aufstellen. Bis auf die Wände und das angenehme Klima unterscheiden sich die Wohnung in keiner Weise von Wohnungen wie sie wir hier kennen.

       

Stilvoll eingerichtete Wohn- und Schlafzimmer und effektiv gestallte Küchen befanden sich in fast jeder Wohnung, die ich gesehen habe. Einziger Nachteil in den Wohnungen ist die elektrische Beleuchtung. Aus diesem Grund habe auch einig Bewohner die sogenannten Mischhäuser, um wenigstens in 2 Zimmern auch Tageslicht zu haben. Eine Frau erzählte mir auch, dass sie dringend ausziehen möchte, da sie nach mehrer Jahren unter der Erde das Kunstlicht nicht mehr aushält und unbedingt wieder Sonnenlicht in ihrer Wohnung haben möchte. Das Erstaunlichste allerdings erlebte ich in einem Haus eines älteren Paares. In ihrem Haus befand sich im Badezimmer ein ca. 3 mal 3 Meter großer Swimmingpool.

            

         

            

         

Einen sehr großen Vorteil bieten die Underground Wohnungen allerdings. Sollte man ein neues Zimmer benötigen, da der Platz langsam zu eng wird, dann wird einfach eine zusätzliche Wohnfläche angegraben. Oder sie benötigen ein neues Abstellregal! Mit Hammer und Meisel haben sie sich im nu ein Regal in die Wand geschlagen.

                                

 In Coober Pedy befinden sich nicht nur die Privatwohnungen der Menschen unter der Erde. Nein, auch die sozialen und kulturellen Einrichtungen der Stadt kommen in den Genuss des unterirdischen Klimas. So befindet sich in Coober Pedy die Bibliothek, mehrer Geschäfte und die Kirchen des Ortes im Berg.

                                                   

 

 

 Bei meiner ersten Reise nach Australien und während meines Besuchs in Coober Pedy lernt ich Nathan Aretas und seine Familie kennen. Nathan lebt schon seit er 7 Jahre alt ist mit seinen Eltern in Coober Pedy von und mit dem Opalabbau und der Opalverarbeitung. Nathan ist Opalschleifer und besitzt ein Opalgeschäft in der Hauptstraße. Die Opale bezieht er hauptsächlich von seinem Vater, der trotz seines hohen Alters noch in der eigenen Opalmine nach dem kostbaren Stein schürft. Nathan hat in Coober Pedy eine Berühmtheit erlang, als er 1986 im Alter von 15 Jahren in einen 25 Meter tiefen Schacht fiel und denn Sturz ohne Verletzungen überlebte. Dies alles geschah am 24. Dezember! Durch die Besuche bei Nathan und seiner Familie sowie zu seinen Kontakten zu den Opalschürfern erhielt ich einen ganz besonderen Einblick in die Mentalität und Lebensweise der Menschen hier im Ort. In Coober Pedy leben sehr reiche Menschen und aber auch sehr arme Menschen, denen das Glück beim Opalsuchen nicht gefolgt war. Alle haben aber eines gemeinsam - man sieht ihnen ihren Erfolg oder Misserfolg nicht an. Selbst Nathan der fast alle Bewohner persönlich kennt, hat mir erzählt, dass er nicht genau weiß wer Glück und somit Geld mit Opalsuchen gemacht hat. Dies ist in Coober Pedy ein kleines Geheimnis. Auf dem unteren Bild sieht man Nathan (rechts) mit einem seiner Freunde, dem Opalschürfer Gregori. Gregori hat in seiner 30jährigen Laufbahn als Opalschürfer 4 mal einen richtige dicken Fisch gefunden. Der Wert der Opalader lag bei mehreren 100.000 Euro. Nichts desto trotz muss Gregori immer noch bis zu 12 Stunden täglich in die Erde und weitersuchen, was mich zu der Erkenntnis führt, dass er auch sehr gut im Geldausgeben sein muss.

 

 

        

 An dieser Stelle  möchte ich ein wenig auf den Opalabbau und die Opalverarbeitung eingehen. Bereits wenn man auf dem Stuart Highway nach Coober Pedy fährt entdeckt man am Straßenrand die kleinen bis großen Abhaldehügel der Bohrlöcher. Hauptsächlich sind dies Löcher aus Probebohrungen, um festzustellen, ob das Gestein in einer Tiefe von ca. 15-20 Metern auch Opale beinhalten könnte. Um Coober Pedy befinden sich ca.250.000 Löcher und in eines dieser Löcher fiel Nathan hinein. Grundsätzlich kann jeder Mensch, egal ob Australier oder Nichtaustralier auf dem Rathaus einen Claim in der Größe von 50 mal 50 Meter anmelden. Die Kosten belaufen sich auf ca. 40 A$. Ab dann kann man theoretisch mit den Bohrungen oder Grabungen beginnen. Aber wo soll man anfangen zu bohren. Diese Frage beantwortete mir ein Opalschürfer. Er sagte: "Take your hat and throw it anywhere. On this place you start to drill! It´s all luck!" Tja, so einfach kann es sein. Einfach den Hut wegschmeißen und dort anfangen zu bohren, wo erliegen blieb. Alles ist reine Glücksache.

                                                       

Hat man nun eine Probebohrung durchgeführt und das Gestein als gut befunden, wird ein breitere Schacht gebohrt. In diesem Schacht können dann Menschen und Maschinen hinabgelassen werden, denn die eigentliche Schächte zu den Opaladern verlaufen horizontal im Untergrund entlang. Auch hier gilt wieder "es ist reine Glückssache" in welche Richtung der unterirdische Stollen verläuft. Und selbst dann kann die Opalader noch 30cm hinter der Schachtwand versteckt sein und unentdeckt bleiben. Auch mit neueren Hightech-Methoden lässt sich die Ader nicht exakt lokalisieren.

         

          

         

          

Die horizontalen Schächte werden mittels großer Bagger, die im übrigen auch zum Hausbau eingesetzt werden, gegraben. Das Gestein ist sehr leicht abzutragen, so dass diese Schächte sehr schnell gegraben werden können. Neben dem Glück kommt noch ein andere wichtiger Faktor für den Opalabbau zum tragen: die Kosten für die Maschinen und den Treibstoff. Sie belaufen sich monatlich auf ca. 4000 A$ für das Ausleihen von Maschinen, den Treibstoff und natürlich auch die Sprengladungen. Man kann sich vorstellen was passieren würde, wenn ein Opalsucher über Wochen oder sogar Monate keine Opale findet. Er ist finanziell ruiniert und muss seine Hoffnung auf den schnellen Reichtum aufgeben.

Die Opalsucher, denen das Glück aber zur Seite stand, finden in den Schächten Opaladern. Hier kommt jetzt der Sprengstoff, bestehend aus Diesel und Dünger eingewickelt in Zeitungspapier und mit einer Zündschnur versehen, zum Einsatz. Unterhalb der Ader werden 9 Löcher mich den Sprengstäben befüllt und gesprengt. Im Anschluss daran wird der wertvolle Opal mit der Spitzhacke herausgeschlagen..

      

         

Der Schutt der Sprengungen und der verschieden Bohrungen werden mittels eines riesigen Staubsauger an die Oberfläche befördert. Manchmal finden sich in diesen Abraumhalden auch kleinere Opalstücke. Solche Abraumhalden werden zum einen von den einheimischen Aborigines und von den Touristen, die auf einen Fund hoffen, durchstöbert. Allerdings finden beide Gruppen nicht das was sie sich erhoffen.

Auf dem untenstehende Bild erkennt man deutlich, dass Opale sehr viel verschiedene Farben haben können. Es gibt den billigen weißen Milchopal, den weißen Opal, grün, blau, etc und den wertvollsten Opal, den schwarzen Opal.

         

         

Der gefundene und gesäuberte Opal wird dann an die ortsansässigen Opalhändler oder Händler aus China verkauft. Hier geht es oft zu wie auf einem Basar. Beide Seiten versuchen den bestmöglichsten Deal für den Verkauf zu erzielen.

Durch Nathan lernte ich auch die Weiterverarbeitung der Opal kennen. Hier gibt es drei Unterschiede: ein Rohopal, Doublett oder ein Triplet. Letzteres ist die einfachste Form und die preisgünstigste. Hierbei wird auf eine schwarze Glasscheibe ein hauchdünnes

Plättchen Opal aufgeklebt und anschließen mit einen durchsichtigen Quarzstückchen fixiert.

Nach der Trocknung werden die einzelnen Steine aus der 5 mal 5 cm großen Glasplatte (sieh Foto unten) mittels einer Schleifmaschine abgetrennt und poliert. Bei einem Doublett bilden lediglich die Glasplatte und der Opal selbst das Schmuckstück. Das Triplett, die einfachste Form des Opalschmucks wird hauptsächlich bei den günstigeren Ohr- oder Fingerringsteinen benutzt.

                  

           

 

 

          unbehandelte Tripletts auf der Glasplatte

                                                                          

  Aber auch ich fand mein Glück in Coober Pedy. Leider war es kein kiloschwerer reiner Opal, der meinem Leben sicher eine angenehm Wendung gegeben hätte. Nein, es handelte sich um ein kleines aber feines ReisEdidgeridoo, dass ich mir in Nathans Laden gekauft habe.

                                        

Einer meiner Lieblings-Australien-Geschichten ereignete sich auch in Coober Pedy. Im Hostel des Ortes sprach mich jemand an und sagte mir, dass ich doch Deutscher sei und es hier im ortsansässigen Bottle Shop (Getränkeladen) das deutsche HANSA-Büchsenbier zu kaufen gebe. Das das billige deutsche Studentenbier ausgerechnet hier im Nirgendwo zu bekommen ist war für mich mehr als nur überraschend. So zog ich in besagtes Geschäft um mir nur so aus alter Erinnerung zwei Büchsen HANSA-Bier für 3,50 A$ zu kaufen und diese auch genüsslich zu trinken. Als ich im Laden die Büchsen aus dem "fridge" an die Theke drug, sie dort abstellte und bezahlen wollte, klingelte das Telefon des Kassierers. Er telefonierte kurze Zeit und sagte dann zu mir:

"Mein Chef hat dich gerade gesehen, dass du HANSA-Bier kaufen möchtest. Er möchte dir ein Angebot machen. kein Mensch kauft in diesem Ort HANSA-Bier und er bietet dir an, wenn du all Büchsen die wir noch im Laden haben kaufst, dann bekommst du die Büchse für 0,50 A$!"

Ich fragte: "Wieviel habt ihr denn?". "28 Halbliter Dosen". "O.K., alles einpacken die nehme ich!"

 Tja und so gestalte sich der Abend mit meinen 28 Dosen HANSA-Bier sehr feucht und fröhlich!

       

             

So habe auch ich meine eigene Glücksgeschichte in Coober Pedy erlebt. Und vielleicht komme ich ja wieder zurück nach Coober Pedy und werde doch noch meinen Opal finden, der mir unermesslichen Reichtum und Wohlstand bietet.

 Ende